„Mord mit Aussicht“ Fan Geschichten 1. Man, man ,man – Mann, Mann, Mann oder Lieber nich?

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Ihr kennt Hengasch, den kleinen fiktiven Ort in der Eifel? Dort wo sich Fuchs & Hase „Gute Nacht“ sagen und wo bis Sophie Haas als Komissarin dort eintraf fast nichts passierte? Beschaulich war das Leben der Dorfpolizisten Dietmar Schäffer und Bärbel Schmied. Die ARD Serie gehört zu den beliebtesten Serien überhaupt und da bleiben Fans nicht aus. Manche Fans fantasieren die Abenteuer ihrer Helden weiter, gestalten sich eigene Bilderalben, schreiben Geschichten….Geschichten schreiben kann ich auch und ein Fan der Serie bin ich sowieso. Nun fragte man mich: „Kannst du nicht ein paar FAN FIKTION Geschichten zu „Mord mit Aussicht“ schreiben? Ja klar! Also meine lieben Freunde und Fans und vor allem liebe HENGASCH Fans, hier nun die erste Geschichte aus meiner Feder zu „Mord mit Aussicht“. (Was ist Fanfiktion? Eine Fangeschichte über Charaktere, dessen Copyright nicht beim Autor der Arbeit selbst liegt. Eine bereits existierende Geschichte wird von einem Fan derselben weitererzählt, ausgeschmückt, umgeschrieben oder neu erfunden, mit Behalt der Original Charaktere.Ursprungsautorin der Serie ist die Autorin Marie Reiners.)


Man, man, man – Mann, Mann, Mann oder Lieber nich?

Sophie Haas kam nach Hause und irgendwas war anders als sonst. In der Diele hing ein Duft von Rosen und als sie um die Ecke blickte, saß dort Jochen Kauth, der Tierarzt, der eigentlich längst ihr Ehemann hätte sein müssen. Vor ihm auf dem Tisch standen 2 Gläser Wein und überall lagen Rosenblüten verstreut. Ein wenig missbilligend blickte sie auf die Blüten, denn sie fragte sich „Wer räumt die wieder weg?“ Doch schnell hatte sie ein Pokerface aufgesetzt und mit breitem Lächeln sagte sie: „Hallo Jochen, du überraschst mich aber auch immer wieder.“ Dieser grinste ihr entgegen und fühlte sich wie ein Held, der alles richtig gemacht hatte. Er reichte ihr ein Glas und wenig später saßen sie in vertrauter Zweisamkeit am Tisch und Sophie erzählte über ihren Tag in der Wache von Hengasch. Jochen hatte ihr aufmerksam zugehört und auch er erzählte von seinem Tag, bei den Bauern des Kreises Liebernich, wo er heute zum Impfen unterwegs gewesen war. Sophie gähnte herzhaft und Jochen deutete die Treppe hoch. Beide erhoben sich und stiegen die Treppe hinauf in den ersten Stock des Hauses, wo sich das Schlafzimmer befand. Wieder schaute Sophie missbilligend auf die Rosenblüten, denn diese lagen überall auf der Treppe. Selbst ihr breites Bauernbett war voller Blüten. Jochen strahlte sie an wie ein kleiner Junge und Sophie grinste tapfer zurück. „Hatschi!“ entfuhr es ihr. „Gesundheit!“ wünschte Jochen. Kurze Zeit später lagen die Beiden im Bett und Jochen ließ Rosenblüten auf Sophies nackten Körper rieseln. „Hör auf damit! Ich bin doch nicht tot!“ sagte diese nun etwas barsch. Jochen schaute verwundert und dachte sie scherze. Wieder nahm er neue Blüten zur Hand und Sophie griff in ihre Nachttischschublade. Mit einem gekonnten Griff hatte sie die Handschellen heraus geholt und ehe Jochen sich versah, waren diese um seine Hände. „Schluß jetzt!“ Verduzt schaute Dr. Kauth sie an. Sophie musste unwillkürlich lachen: „Tja, so geht es Rosenkavalieren wenn sie nicht brav sind!“

Auch im Hause Schäffer ging man ins Bett. Dietmar hatte sich ein Buch über „Liebe im Tierreich“ mit ins Bett genommen . Heike lag etwas gelangweilt neben ihm und sagte: „Bär, kannst du noch einmal den Artikel über die Affen vorlesen, du weißt schon, der wo sie…..“ Dietmar hatte den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden und antwortete grinsend: „Muschi, den kenne ich auswendig!“ er legte das Buch zur Seite und kuschelte sich an seine Heike.

Wenige Stunden später wurden sie in ihrem Schlaf gestört, einige Bollerschüsse schreckten die Bevölkerung in der kleinen Eifelgemeinde auf. Heike Schäffer ging als erste ans Fenster und blickte hinaus. „Bär, du musst nachsehen, wer da so rumböllert!“ Dietmar sagte schlaftrunken: „Mann, Mann, Mann, dafür gibt es doch Frau Haas.“ Heike rüttelte an ihm: „DIETMAR! Frau Haas ist Kriminaloberkommissarin, du bist Polizist und da ist es zunächst deine Aufgabe. Soll ich schon mal Bärbel anrufen, die kann dich begleiten.“ Dietmar verspürte immer noch keine Lust aufzustehen, denn die Böllerschüsse waren nicht mehr zu hören und alles blieb still.
Doch bereits kurz darauf schrillte das Telefon: „Dietmar, du musst sofort kommen. Das ganze Dorf ist voller Kühe!“ hörte er Bärbel Schmied aufgeregt ins Telefon rufen. Schlagartig wurde er wach und antwortete: „Bärbel, bleib ganz ruhig, ich bin gleich bei dir.“
Heike Schäffer sah wie ihr Bär eilig in die Uniform sprang und schaute ihn an: „Ja und? Was ist passiert?“ „Kühe, überall Kühe, Muschi!“ Frau Schäffer zog sich nun ebenfalls an, denn so eine spannende Angelegenheit würde sie sich natürlich nicht entgehen lassen.

Auch bei Frau Haas klingelte das Telefon und Jochen der immer noch Handschellen trug wurde als erstes wach. Natürlich gelang es ihm nicht den Hörer vernünftig von der Gabel zu bekommen und so polterte dieser erst einmal zu Boden. Bärbel, die am anderen Ende hören konnte was passierte, musste lachen als sie Jochen sagen hörte: „Sophie, wach auf und nimm mir mal die Handschellen ab.“ Sophie Haas blickte auf Jochen und dann auf den am Boden liegenden Hörer: „Hallo! Hier ist Sophie Haas“ „Bärbel hier, Frau Haas!“ „Bärbel, die Bärbel…..“ rief sie in den Hörer. „Was gibt es, Bärbel?“ „Es wurde irgendwie geschossen und nun ist das ganze Dorf voller Kühe.“ Sophie Haas brauchte einen Moment um sich zu sammeln und zu begreifen und sie murmelte erst einmal: „Ja klar und ein paar Ochsen werden sicher auch da sein!“ Die Polizistin Bärbel Schmied antwortete etwas verduzt: „Ähm, ja klar und der Stier vom Sternenhof ist auch dabei.“ Langsam dämmerte es Frau Haas, es war wohl eine ernstere Angelegenheit. „Ich komme sofort Bärbel. Nehmen sie alle Rindviecher fest und bewahren sie die Ruhe.“ Kurz darauf rannte sie die Treppe herunter und stolperte über die Rosenblüten. Fluchend und schimpfend verließ sie das Haus. Jochen rief ihr hinterher: „Sophie! Sophie du musst mich noch los machen!“ Doch Sophie war Meisterin im schnellen ankleiden und brauste wenig später mit ihrem roten BMW ins Dorf.

Kaum am Ortseingang angekommen sah sie schon die Bescherung. Überall liefen die Rindviecher herum, es waren gefühlte 500 Kühe und Sophie hupte lautstark, denn die Biester sollten mal Platz machen. Diese dachten allerdings nicht daran und trotteten weiter. Überall sah man sie stehen, Blumen aus den Vorgärten fressen und ihre Fladen auf den Pflastersteinen hinterlassen. Frau Haas murmelte: „Da sind die Rosenblüten nix dagegen!“
Schäffer trat an den Wagen: „Frau Haas, alles voller Kühe. Die sind überall, sogar im Aubach stehen welche an der Theke.“ Die Kommissarin lachte laut und sagte: „Naja im Aubach stehen öfters mal Rindviecher an der Theke, da werden diese nicht viel anrichten. Haben sie schon was zu trinken bekommen?“ Dietmar Schäffer schaute seine Chefin verblüfft an. Irgendwie kam er mit ihrem kölschen Humor nicht so klar, nie wusste er, ob sie es ernst meinte oder scherzte.

Bärbel trieb bereits die ersten Kühe wieder aus dem Dorf und rief zu Frau Haas: „Die gehören meinem Bruder, sind die Mia und die Ortrud.“ Sophie schüttelte leicht den Kopf und stieg aus ihrem Auto. Durch die Menge der Kühe wuselte sie sich einen Weg zum Gasthof „Aubach“ und traf dort auf Lydia. Diese war dabei die Rindviecher von der Theke weg zu schieben, Richtung Ausgang. „Die kacken mir hier alles voll!“ rief sie Frau Haas entgegen. Gemeinsam schoben sie nun an einer der Kühe und es gelang ihnen, diese vor die Tür zu bugsieren. Dort stand Dietmar und Sophie rief: „Verhaften Schäffer, wegen Sachbeschädigung!“ Dieser konnte nur müde nicken und wusste nicht, was er weiter tun sollte. Heike kam um die Ecke und führt eine Kuh an einem Führstrick. „Die ist vom Huberbauern, Bär.“ Er nickte und sagte: „Mann, Mann,Mann! Hier ist vielleicht was los!“
Nach einigen Stunden waren die Kühe fast eingefangen und ihren Besitzern zurückgegeben worden. Zwei Kühe hatten sich verletzt und die Bäuerin Bongard hatte schon mehrfach versucht, den Tierarzt Dr.Kauth zu erreichen, jedoch war dieser bisher nicht ans Telefon gegangen.
Vor der Kirche stand die alte Frau Ziegler und hielt eine Kuh mit ihrem Rollator in Schach. Der Hintern der Kuh klebte förmlich an der Kirchentüre und Frau Ziegler hatte ihren Rollator vor sie geschoben. Heike Schäffer sah es und erlöste die beiden ungleichen Kontrahenten aus dieser Situation. Einen Moment hielt sie mit dem Führstrick inne und legte ihn dann der Kuh um den Hals, während sie wartete, bis Frau Ziegler sich im Schneckentempo entfernte.
Bärbel war mittlerweile auch wieder im Dorf und fragte Frau Haas: „Wissen sie, wo der Dr.Kauth ist? Frau Bongard versucht ihn zu erreichen, da sind 2 Kühe verletzt.“ Sophie schaute ihre Untergebene an als ob sie einen Geist sehen würde. „Dr.Kauth!“ rief sie aus. „Ja, Dr. Kauth“ antwortet Bärbel Schmied seelenruhig. Frau Haas murmelte etwas wie: „Ich muss mal eben nach dem Rechten sehen.“ und entfernte sich sehr eilig in Richtung ihres Autos. Dietmar, der dies sah fragte Bärbel: „Wo will sie hin?“ Diese antwortete grinsend: „Veterinärmedizinsche Hilfe holen!“
Dietmar antwortete: „Aha!“

Jochen war mittlerweile eingeschlafen, denn er hatte erkannt, dass seine Lage doch recht ausweglos war. So hatte er die Zeit mit schlafen verbracht und als er Sophies BMW vor das Haus brausen hörte, wurde er wach. Diese stürmte ins Haus und die Treppe hoch, wieder rutschte sie auf den Rosenblüten. Oben im Schlafzimmer angekommen schaute Jochen sie etwas ärgerlich an und als er sagte: „Du stinkst!“ bemerkte sie erst, sie roch wie eine ganze Kuhherde. „Ja, der Geruch dürfte dir ja vertraut sein!“ Eilig kramte sie nach dem Schlüssel und löste seine Handschellen. „Wurde auch Zeit. Ich muss dringend auf die Toilette!“ sagte Jochen und schon rannte er ins Bad. „Was ist denn nun im Dorf passiert?“ wollte er wissen. Sophie sagte: „Deine Hilfe als Tierarzt wird benötigt. Du musst zum Hof der Bongards fahren und dort 2 Kühe untersuchen. Irgendwelche Schlaumeier haben heute Nacht mit Böllern gespielt und sämtliche Kühe von den Weiden ins Dorf gejagt. Zum Glück gab es keine Toten.“
In Jochen kam Bewegung, er rannte nun ebenfalls die Treppe runter und stolperte über die Rosenblüten: „Mist!“ schimpfte er lautstark und humpelte in die Küche. Dort lag sein Handy: „15 Anrufe in Abwesenheit!“ stöhnte er auf. Kurz darauf sah man ihn mit seinem Geländewagen davon brausen. Sophie machte sich erst einmal einen Tee und grübelte, wer diesen dummen Jungenstreich mit den Kühen zu verantworten hatte. Seufzend erhob sie sich und fuhr nun ihrerseits zurück ins Dorf zur Polizeiwache von Hengasch. Dort waren Dietmar und Bärbel damit beschäftigt, die aufgebrachten Bürger zu beruhigen. Diese wollten Anzeige erstatten, die meisten wegen Sachbeschädigung, denn die Kühe kannten weder Gesetz noch Ordnung und hatten viele Vorgärten verwüstet und ihre Hinterlassenschaften lagen im ganzen Ort verstreut. „So eine Schei…“ wollte Schäffer gerade sagen, da betrat Sophie den Raum. „Ach Frau Haas, gut dass sie kommen.“ sagte er nun statt dessen und schaute sie hilfesuchend an. Die Hengascher redeten wie wild durcheinander und Sophie musste zunächst einmal für Ruhe sorgen. Nach einem lautstarken: „Jetzt ist hier aber Ruhe im Karton!“ und einem „So, einer nach dem anderen, bitte.“ setzte sie sich an ihren Schreibtisch.

Nach 2 Stunden stapelten sich die Strafanzeigen gegen Unbekannt und Frau Haas, Herr Schäffer und Frau Schmied rauchte der Kopf. Heike Schäffer kam mit einem Korb voller Butterbrote, die sie zu Hause liebevoll für ihren Bär und seine Kollegen geschmiert hatte. „Frau Schäffer, sie schickt der Himmel“ sagte Frau Haas hoch erfreut. Heike Schäffer war ein wenig überrascht, denn meistens war die Kommissarin eher nicht über Heikes Anwesenheit auf der Wache erfreut. „Haben sie schon etwas herausgefunden, Frau Schäffer?“ fragte nun Frau Haas. Heike rollte mit den Augen und packte die Brote aus: „Hier Bär, mit extra viel Käse“ und reichte ihrem Mann ein Brot.
„Also, die Landfrauen sagen, es müssen irgendwelche dummen Jungs gewesen sein. Auf der Weide vom alten Buscher, also beim Buscherhof, da hat man ein Lagerfeuerchen gemacht und wohl mit dem Geböllere angefangen.“ „Ach wirklich?“ fragte Sophie nun sehr interessiert. „Ja, stellen sie sich mal vor, die haben da tatsächlich rumgezündelt. Ein Glück, dass da nicht die Weide Feuer gefangen hat. Übers Knie legen sollte man die Bengels!“ „Hmm, und wer sagt es waren wirklich irgendwelche Bengels?“ „Na, wer sonst sollte so einen Blödsinn machen?“ Dietmar schluckte an seinem Käsebrot und sagte: „Ja Muschi, da hast du natürlich Recht. Aber ist unsere Dorfjugend so dumm? Wohl nicht, es müssen welche von außerhalb gewesen sein.“ Bärbel schaute auf: „Vielleicht welche vom Campingplatz!“ Kommissarin Haas blickte irritiert zu Bärbel. „Campingplatz? Wir haben einen Campingplatz in Hengasch?“ „Nein Frau Haas, in Dümpelbach ist einer, also so ein kleiner privater Bauerncamping.“ Heike nickte und polterte los: „Ja, da kommen doch so viele aus der Stadt, die haben doch keine Ahnung vom Landleben und wer weiß, vielleicht haben die ja wirklich was damit zu tun.“ Frau Haas schnaubte ein wenig bei der Antwort: „Also die Städter sind sich durchaus bewusst, wie man mit Feuerwerkskörpern oder ähnlichem umzugehen hat. Können sie gerne glauben Frau Schäffer, ich kenne mich da aus.“ Dietmar der eine weitere Diskussion zwischen Heike und seiner Vorgesetzten vermeiden wollte, nahm seine Dienstmütze und sagte: „Dann fahren wir da doch jetzt mal hin. Oder Frau Haas?“ „Jawohl Herr Schäffer, sie sagen es. Kommen sie Bärbel, wir brechen auf und sie Herr Schäffer bleiben hier auf der Wache. Ist auch wichtig!“ Damit verließ sie den Raum, gefolgt von der Polizistin Schmied, die noch einen bedauernden Blick zu ihrem Kollegen Dietmar warf. Heike Schäffer raunte: „Siehste Bär, die Haas nimmt dich nicht ernst genug! Du könntest schon eine wesentlich höhere Laufbahn eingeschlagen haben, wenn sie dich nicht blockieren würde……“

Auf dem Lemmerhof stand ein Schild: „Camping Krüger“, welches Auskunft über den Besitzer erteilte. Der Besitzer war ein junger Mann, der den väterlichen Pferdehof übernommen hatte und nun mit einem kleinen Campingplatz zusätzlich Geld in die Hofkasse holte. Erstaunt schaute er auf als Bärbel und Frau Haas auf ihn zu kamen. „Guten Morgen, Herr Krüger?“ fragte Frau Haas. „Ja, der bin ich. Was kann ich für sie tun?“ „Polizei Hengasch, Haas und das ist meine Kollegin…“ „Bärbel, Bärbel Schmied“ fiel er ihr ins Wort. „Wir kennen uns von der Schule!“ Sophie lächelte diensteifrig und sagte: „Na dann! Also Herr Krüger, wir haben ein paar Fragen wegen ihrer Campinggäste. Sie haben doch welche, oder?“ „Zur Zeit sind nur 2 Wohnwagen hier.“ war die Antwort. „Oh, nur so wenige?“ „Ja, die Zelter sind gestern abgereist.“ „Gestern, aha und waren da Jugendliche dabei? Oder sind in den Wohnwagen Jugendliche?“ „Nein, es sind 2 ältere Ehepaare aus Köln, Frau Haas.“ „Aus Köln, wie schön!“ „Was ist denn eigentlich los?“ wollte er nun wissen. Bärbel sah ihre Gelegenheit gekommen etwas zu sagen: „ In Hengasch waren heute morgen die Kühe los!“ Sophie schaute zu Bärbel und murmelte: „Sagt man da nicht eher der Bär wäre los?“ Bärbel schaute verschlafen zu Frau Haas: „Der ist doch in der Wache!“ Bevor Sophie einen Lachkrampf bekam, straffte sie sich und sagte: „Herr Krüger, haben sie irgendwelche auffälligen Schüsse, also so Böllerschüsse, die eventuell von Feuerwerkskörpern stammen könnten gehört?“
„Nein!“ war die knappe Antwort. Zu Bärbel gewandt sagte sie: „Dann fahren wir nun mal zur Weide vom Buscherhof.“

Auf der Weide mussten sie nicht lange suchen, denn der alte Buscherbauer stand dort an der Stelle wo das Lagerfeuer gewesen war und deutete wild gestikulierend darauf. „Hier sehen sie, da war ein Feuerchen. Haben mir sogar meinen schönen Buchenstamm geklaut, diese Flegel.“ „Welche Flegel Herr Buscher?“ fragte nun Frau Haas. „Na die, die hier gezündelt haben.“ „Wissen sie denn, wer es gewesen sein könnte?“ „Nein! Aber zu Zeiten von Zielonka hätte es so etwas hier nicht gegeben.“ „Ach und da sind sie ganz sicher?“ „Hören sie Frau Hase….“ „Haas! Herr Buscher. Mein Name ist Haas“ „Haas oder Hase, sie wissen doch trotzdem von nix und wir haben hier nun den Ärger. Also der Zielonka, der hätte die Rotzlöffel schon am Schlaffittchen gepackt und denen anständig die Leviten gelesen. Einfach meine schönen Buchenstämme ins Feuer werfen.“ Frau Haas schaute Bärbel an. Diese schüttelte den Kopf und meinte süffisant grinsend: „Er ist etwas, ähm, alt, wenn sie verstehen.“

Frau Haas hatte verstanden und ließ den alten Buscherbauern weiter nörgeln. „Kommen sie Frau Schmied, wir sehen uns mal ein wenig auf der Weide um.“ Fußspuren mit dicken Profilen wurden gesichtet, Zündhölzer lagen überall verstreut und endlich fand Frau Haas, was sie suchte. Hüllen von Feuerwerkskörpern. „Hier!“ deutete sie triumphierend auf eine am Boden liegende Rakete und auch Bärbel sah eindeutig weitere Hinweise auf ein Feuerwerk. „Chinaböller! haben wir die Dinger früher genannt Frau Schmied.“ Das Beweismaterial wurde nun sorgfältig eingetütet und man suchte die Wiese weiter ab. Immer mehr Böller kamen dabei zum Vorschein. Nach einer Weile verließen Frau Haas und Frau Schmied die Weide, während Sophie mit den eingetüteten Beweisen Richtung Buscherbauer winkte. Dieser murmelte: „Der Zielonka hätte die schon längst gefasst!“

Auf der Hengascher Wache hatte Dietmar mittlerweile Heikes mitgebrachtes Vesperpaket verspeist und schaute hinaus auf die Straße. Dort war die Feuerwehr gerade bei der Reinigung des Pflasters.
Als er Frau Haas vorfahren sah, setzte er sich rasch an seinen Schreibtisch und blätterte die Strafanzeigen durch. „Schäffer, schicken sie diese Tütchen ins Labor. Ich will wissen, was für Sprengstoff darin enthalten ist.“ sagte Kommissarin Haas beim reinkommen und warf ihm die Tütchen mit den Beweismaterialien zu. „Jawohl Chefin!“ „Bärbel sie schreiben das Protokoll über unseren Fund und die Befragungen der Bauern.“ „Ja Frau Haas. Soll ich denn beim Buscher auch schreiben, was er über den Chef sagte?“ „Nein, natürlich nicht!“ war Sophies Antwort. Dietmar, der dies noch gehört hatte, schaute Bärbel neugierig an, diese zuckte nur mit den Schultern.
Frau Haas rief die Spurensicherung an und sagte diesen: „Oben auf der Buscherhofweide sind zahlreiche Fußspuren, diese müssen gesichert, bzw. davon sollen Abdrücke gemacht werden.“
Wild entschlossen sagte sie anschließend zu Bärbel: „Und wenn wir bei der ganzen Hengascher Bevölkerung die Schuhe überprüfen müssen, die Knilche holen wir uns!“
Bärbel machte ein Gesicht wie eine Kuh wenn es donnert und nickte leicht verhalten.
Mittlerweile war Dr. Kauth bei Frau Bongard angekommen und hatte sich erst einmal ihr Gejammere angehört, er sei immerhin nicht erreichbar gewesen. Zur Beruhigung hatte er ihr erzählt, er habe mit seinem Handy in einem Funkloch gesessen, denn er wäre zum Angeln nach Monschau gefahren. Immerhin hatte er dort ein Stückchen Rur gepachtet und besaß Fischrechte. Dies versöhnte Frau Bongard wieder, denn es war ihre alte Heimat. Sie hatte lange dort in der Nähe, in Dedenborn gelebt und war erst nachdem sie ihren Josef „Gott hab ihn seelig!“ geheiratet hatte, in das Dörfchen Hengasch gezogen. Dies war sehr spät gewesen, hatte man in Dedenborn doch geglaubt, sie würde noch als alte Jungfer enden. Doch der Josef hatte sie da weg geholt und seitdem betrieb sie einen Michhof in Hengasch. Nun waren 2 dieser guten Milchkühe am Euter verletzt. Dr. Kauth stellte fest, es handelte sich nicht nur um Abschürfungen sondern es waren kleine Brandwunden zu sehen. Er behandelte die Tiere mit Salbe und erklärte Frau Bongard dann, sie müsse Strafanzeige stellen, die Tiere seien eindeutig gequält worden. Scheinbar habe man sie mit Feuerwerkskörpern beworfen. Frau Bongard war sehr resolut und schnauzte los: „Wenn ich die in die Finger kriege!“

Gleiches dachte auch Sophie Haas. Mittlerweile ging sie nicht mehr von einem dummen Jungenstreich aus, denn der Verdacht, es seien gezielte Anschläge auf die Kühe verübt worden, erhärtete sich. Mehrere Anrufe waren eingegangen, wo die Bauern berichteten, sie hätten Feuerwerkskörper auf der Weide liegen.

Am Abend saßen Sophie und Jochen zusammen in der Küche und Jochen berichtete von den Verletzungen an den beiden Kühen. Auch bei einer anderen Kuh, die auf einem anderen Hof lebte, hatte man Brandwunden gefunden. Frau Bongard hatte ebenfalls Strafanzeige gestellt und so war es nun ein echter Kriminalfall geworden, der Frau Haas und ihre Kollegen noch vor ein Rätsel stellte. „Jochen, warum macht man so etwas?“ Der Angesprochene lehnte sich bei einem Glas Wein zurück und antwortete: „Manchmal macht man so dumme Sachen aus Langeweile. Hier jedoch sind zu viele Tiere betroffen, es ist wie ein gezielter Anschlag auf die Kühe dieses Dorfes. Als ob jemand aus Frust gehandelt hat. Oder aus Wut!“ „Aber wer? Und warum auf fast alle Kühe von Hengasch?“ entgegnete Sophie. „Dies wirst du herausfinden!“ antwortete Jochen und prostete ihr zu.

Bei Familie Schäffer war Dietmar bereits bei seinem 3. Stückchen Schweinebraten mit Rotkohl und Klößen. „Schmeckt es dir Bär?“ wollte Heike wissen. „Hmmmmm!“ antwortete Dietmar nur.
„Hat die Haas noch etwas ermittelt?“ fragte Heike weiter. „Hmmmmm!“ war die erneute Antwort ihres Mannes. „DIETMAR!“ „HMMM waaaasch denn?!“ nuschelte er ärgerlich hervor. „Dietmar Donatus Schäffer, ich rede mit dir!“ Dietmar schluckte hastig einen Fleischbrocken herunter und erwiderte: „Muschi, nun lass mich doch erst mal in Ruhe essen!“ Heike erhob sich etwas zickig und griff sich den Obstler, der immer auf der Anrichte stand. Hektisch schüttete sie sich ein Gläschen ein und trank es zügig leer. Dann knallte sie ein zweites Glas vor Dietmar hin und meinte „Wohl bekomms!“ und rauschte aus der Küche. Dietmar schaute auf das Glas, drehte es zwischen seinen Fingern und schnaufte: „Mann, Mann, Mann – Frauen!“ Dann trank auch er mit einem Rutsch das Glas leer. „Muschi!“ rief er hinter seiner Frau her.

Zur gleichen Zeit stand Bärbel Schmied mit ihrem Bruder Michael in dessen Kuhstall und betrachtete die Kühe. „Habt ihr schon etwas herausgefunden?“ fragte er seine Schwester. „Nicht wirklich, es wurden wohl Feuerwerkskörper auf die Kühe und die Weiden geworfen.“ „Na super! Da werden wohl einige der Kühe kaum noch Milch geben. Es wird die Produktion ziemlich herunter setzen, die hatten doch jetzt jede Menge Stress und das, wo wir gerade von der Milchgenossenschaft 1,5 Cent mehr pro Liter bekommen als die Dümpelbacher.“ Bärbel horchte auf: „Wie jetzt?“ „Naja, wir haben vorige Woche 1,5 Cent pro Liter mehr ausgehandelt. Unsere Kühe stehen doch vielfach auf den Südhängen und produzieren geschmackvollere Milch, weil sie eben mehr Sonne haben, also die Weiden, nicht die Kühe. Durch die bessere Futterqualität schmeckt eben auch die Milch besser, ist gehaltvoller und wir bekommen eben jetzt mehr als die Dümpelbacher.“ Bärbel sah ihren Bruder an und sagte: „Das ist ja interessant!“ Kurz danach schwang sie sich auf ihr Fahrrad und radelte los zu Frau Haas.

Dr. Kauth war nach Hause gefahren, denn er wollte nicht riskieren, die Nacht wieder in Handschellen zu verbringen und so saß Frau Haas alleine auf den Treppenstufen vor ihrem Haus, als Bärbel die Auffahrt hinauf radelte. „Bärbel!“ sagte Frau Haas überrascht. „Was führt sie denn so spät am Abend noch zu mir.“ „Die Dümpelbacher Milchbauern, Frau Haas.“ antwortete Bärbel, während sie ihren Fahrradhelm abnahm. „Dümpelbacher Milchbauern?“ fragte Sophie etwas perplex. „Also Frau Haas, mein Bruder, der Mischa, der hat mir gerade erzählt, dass die Hengascher Milchbauern jetzt 1,5 Cent mehr pro Liter Milch bekommen als die Dümpelbacher und da habe ich mir überlegt, dies könnte ein wichtiger Hinweis sein. Also ich meine, wenn die nun sauer sind, die Dümpelbacher, denn 1,5 Cent ist viel Geld für einen Milchbauern, Frau Haas.“ Sophie nickte strahlend in Bärbels Richtung und sprang auf. „Klar ist es das! Auf nach Dümpelbach!“ „Ähm, Frau Haas?“ „Ja Bärbel?“ „Es ist schon 22 Uhr! Da schlafen die Dümpelbacher.“ „Papperlapapp Bärbel, wenn die was mit der Sache zu tun haben, haben sie letzte Nacht um die Zeit ja wohl auch nicht geschlafen.“
„Aber Frau Haas, das war dann sicher eine Ausnahme. Also ich finde wir sollten bis morgen warten. Schlafen ist auch wichtig!“ „Dann gleich morgen früh auf nach Dümpelbach.“

Sophie hatte die Nacht kaum geschlafen und auch noch mit Jochen telefoniert. Dieser sagte: „Die Dümpelbacher Bauern werden sicher nicht glücklich darüber sein, wenn die Hengascher mehr für ihre Milch bekommen, jedoch glaube ich nicht, dass sie irgendwelche Tiere von anderen Bauern verletzen würden.“ Trotzdem war Frau Haas bereits um 6 Uhr auf der Wache und wartete ungeduldig auf ihre beiden Kollegen. Zuerst kam Dietmar auf der Wache an und staunte, dass seine Chefin bereits dort war. „Chefin, was treibt sie so früh aus den Federn?“ Sophie Haas antwortete: „1,5 Cent pro Liter Milch, Schäffer! Die Dümpelbacher bekommen weniger als ihre Hengascher Kollegen für ihre Milch.“ „Ach was, echt jetzt?“ „Jepp! Dass ihre Muschi das noch nicht wusste wundert mich jetzt aber.“ Dietmar griff zum Telefon und rief zu Hause an: „Heike weißt du, dass die Hengascher mehr für ihre Milch bekommen als die Dümpelbacher?“ „Oh, hat es geklappt? Ja also die Landfrauen haben gesagt, dass sie da in Verhandlungen waren, also die Milchbauern mit der Genossenschaft. Meinst du die Dümpelbacher stecken hinter diesem Anschlag auf die Kühe?“ „Darüber darf ich nicht reden, wir müssen ja ermitteln und du sagst bitte auch nichts, denn wir wollen ja niemanden unnötig verdächtigen Muschi.“ „Bär, du weißt doch, ich schweige wie ein Grab!“ Sophie die dies hörte grinste und sagte: „Ein Schelm wer Böses dabei denkt!“ Dietmar
legte eilig auf, denn eine Diskussion mit Heike und Frau Haas war jetzt nichts, was er am frühen Morgen gebrauchen konnte. Unmittelbar danach kam auch schon Bärbel herein und grüßte freundlich: „Guten Morgen, alles ruhig geblieben heute Nacht!“

Eine Stunde später brauste Frau Haas mit ihrem roten Flitzer nach Dümpelbach. Schäffer durfte sie begleiten, während Bärbel auf der Wache blieb. Ihr weg führte sie zum größten Milchbauern von Dümpelbach, auf den Hofferhof. Dort wurden sie freudig empfangen, denn auch hier machte man sich Sorgen wegen der Anschläge auf die Kühe. Immerhin sagte Herr Hoffer, sei es ja nicht von der Hand zu weisen, dass auch die Dümpelbacher von so einem feigen Anschlag betroffen werden könnten. Ein junger Mann, den Frau Haas auf ca. 17 Jahre schätzte, kam mit seinem Fahrrad in Hörweite. Dietmar rief ihm zu: „Morgen Jens, was macht die Schule?“ „Alles gut Herr Schäffer!“ war seine Antwort. Für Sophies Geschmack trödelte er zu sehr und als er endlich fuhr, fragte sie Herrn Hoffer: „Das war ihr Sohn, nehme ich an?“ „Ja, ein guter Junge. Leider etwas anspruchsvoll, sie wissen ja, die Kinder wollen heute dies und morgen dass haben.“ „Wieso anspruchsvoll? Was will er denn zur Zeit haben?“ „Er wünscht sich einen Roller.“ „Einen Roller? Wie alt ist er denn?“ „16, Frau Haas. Er könnte den Roller gut gebrauchen um zur Schule zu fahren, nur im Moment kann ich mir den nicht so richtig leisten.“ „Ich hörte, dass die Milchbauern hier schwer arbeiten müssen um Geld zu verdienen. Finden sie es eigentlich ärgerlich, dass die Hengascher 1,5 Cent mehr bekommen sollen pro Liter Milch?“ „Ach wissen sie, Frau Haas, sicher ist es ärgerlich, jedoch ist nun einmal die Qualität der Milch auf den Südhängen besser. Ist wie mit einem guten Wein.“
„Aber wenn sie die 1,5 Cent mehr hätten, würde es doch viel aus machen. Oder?“ „Ja schon, doch worauf wollen sie hinaus, Frau Haas?“ „Ich überlege einfach nur Herr Hoffer.“ „Naja, es wäre sicher sehr gut für mich, denn ich habe ja viele Kühe.“ „Haben sie eine Idee wer hinter den Hengascher Anschlägen stecken könnte?“ „Nein! Ich hoffe sie finden die Täter schnell.“
„Wir bemühen uns und ermitteln in alle Richtungen.“ erwiderte die Kommissarin, der man ansah, dass ihre Gedanken bereits Kreise zogen.

Etwas später fuhren Schäffer und Frau Haas zurück zur Wache. „Gibt es etwas Neues Bärbel?“
Bärbel zeigte ihr ein Fax: „Hier von der Spusi. Die Fußspuren stammen zu 90 % von Sportschuhen, also alle. Einmal waren eindeutig Gummistiefelabdrücke dabei, der Rest aber soll so ungefähr Menschen mit rund 60 – 75 Kilo gehören und es sind Sportschuhe. Bei zweien wurde sogar die Marke festgestellt. Die Größen sind zwischen 40 und 44 angesiedelt, die meisten haben Größe 41.
Vom Labor kam noch ein weiteres Fax, wegen dem Sprengstoff. Also es handelt sich um Sprengstoff aus Feuerwerkskörpern von Fernost, die Untersuchung der Reste hat ergeben, es sind Materialien, die es seit den späten 80er Jahren nicht mehr gibt. Also praktisch nicht mehr im Handel sind und so Feuerwerksverkäufe sind ja auch nur kurz vor Silvester erlaubt.“
Sophie nickte, Silvester war noch denkbar weit entfernt, es war Frühsommer und wenn die Teile schon so alt waren, schied ein Verkauf zum letzten Silvester auch aus. Blieb also die Möglichkeit, jemand hatte diese alten Materialien noch gehabt. Vielleicht in einem Keller? „Schäffer gibt es hier eigentlich unbewohnte Häuser?“ „Mehrere, Frau Haas!“ „So, sind da auch welche drunter wo die Eigentümer seit Ende der 80 er Jahre vielleicht nicht mehr dort leben?“ „Muss ich Heike fragen!“ antwortete Dietmar. „Machen sie das!“
Heike brauchte nicht lange überlegen und sagte ihrem Bär: „Klar Dietmar, der alte Winkler ist doch schon seit 25 Jahren tot. Du weißt doch oben beim Buscherhof, rechts runter dieses alte Fachwerkhaus mit den Hühnerställen. Der früher im Dorf die Eier geliefert hat, der ist doch bis nach Aachen gefahren um die los zu werden.“ „Ach ja, der alte Winkler. Das war ein Fuchs, der hat doch auch immer, wenn er von Monschau kam, Fische mitgebracht. Erinnerst du dich?“ „Klar, die schönen Forellen, hat meine Mama oft zum Sonntag gemacht. Der hat doch immer klammheimlich in der Rur gefischt.“ Dietmar lachte: „Gefischt ist gut!“ Dann schlug er sich mit der flachen Hand gegen den Kopf. „Logo, der hat doch immer mit Sprengstoff abgefischt.“ Sophie Haas hatte dem Dialog aufmerksam zugehört und griff sich nun ihre Autoschlüssel. „Bärbel, los kommen sie, wir fahren dahin.“

Das alte Fachwerkhaus sah sehr verwaist und herunter gekommen aus. Spinnenweben hingen an den geschlossenen Läden und es roch schon alles sehr muffig. Doch ganz deutlich konnte man Fußspuren erkennen, die zu den ehemaligen Hühnerställen führten. Bärbel schaute darauf und sagte: „Sportschuhe, mindestens 5 Paar!“ Sophie nickte begeistert. In einem der Ställe sahen sie eine Bodenklappe, diese war wohl erst kürzlich geöffnet worden und Frau Haas zog sie auf. Eine Stiege führte hinab. „Der hatte hier einen Bunker Bärbel. Wussten sie davon?“ „Nein, ich hab den nicht gekannt, der ist ja schon vor meiner Zeit verstorben. Heike und Dietmar haben den als Kinder wohl gekannt.“ Frau Haas jubelte beinahe, denn sie wurde schnell fündig. „Bärbel, gucken sie mal hier. Kistenweise Feuerwerk!“ „Wahnsinn! Ein richtiges unterirdisches Depot.“ „Ich ruf die Spusi und oh Bärbel, gehen sie nicht weiter. Da vorne lagert eine Bombe.“ Bärbel schaute in die Richtung die Frau Haas ihr zeigte. „Hilfe! Da muss der Kampfmittelräumdienst kommen.“ „Ja, rufen sie die Spusi und die Kollegen aus Koblenz an, die sollen den Räumdienst schicken.“ Vorsichtig gingen die beiden wieder die Treppe hinauf. Bärbel war kreidebleich. Hier in ihrem geliebten und beschaulichen Hengasch lagerten Kampfmittel unter der Erde, einfach so und jeder konnte hier aus und eingehen. Dann wurde sie noch weißer im Gesicht, denn was heißt hier konnte, jemand musste es gemacht haben und hatte dann die Kühe damit beworfen.
Nur eine Stunde später war das gesamte Gelände abgeriegelt und der alte Buscher vom Buscherhof wurde gebeten, seine Sachen zu packen, denn er musste evakuiert werden. Etwas, was er so gar nicht einsah oder gar begreifen wollte. „Ach was, da lagern keine Kampfmittel. Wenn dann hat der höchstens mal etwas Fisch gefangen mit einer kleinen Dynamitstange, meine Güte, ist doch lange her. Also der Zielonka würde sich jetzt nicht so anstellen.“
Doch alles nörgeln half nichts und er musste erst einmal zu seiner Schwester nach Hengasch fahren.

Der Kampfmittelräumdienst war hocherfreut, denn sie fanden nicht nur Kistenweise altes Feuerwerk, sondern auch noch mehrere Blendgranaten und 2 Bomben mit scharfem Zünder. Der alte Winkler war wohl ein Sammler dieser Art von Munition gewesen. Die Spurensicherung belegte, dass die Schuhabdrücke mit denen von der Weide identisch waren.

„Schon merkwürdig was Schäffer, da liegt da oben Sprengstoff in Hülle und Fülle und keiner bemerkt es. Jahrzehnte nicht! Wieso gammelt das Haus so vor sich hin? Gibt es keine Erben?
„Doch Frau Haas, der hat einen Sohn in Südamerika. Und solange der nicht wieder hier aufkreuzt kann keiner was machen. Also geht auch keiner hin, denn es gehört ja alles dem Sohn.“
„Keiner ist wohl untertrieben Schäffer, denn da sind mindestens 5 Leute gewesen, die Spusi hat es bestätigt.“ „Hmmm, mit Sportschuhen. Also die tragen hier ja eigentlich nur die Jugendlichen.“
„Schäffer wir fahren nach Dümpelbach zum Hofferhof.“ „Wieso denn das?“ „Ich will sehen, was der Jens für Schuhe hat.“ Schäffer fühlte sich nicht sonderlich wohl bei dem Gedanken, jedoch blieb ihm nichts anderes übrig als seiner Chefin zu folgen.

Auf dem Hofferhof hatten sie Glück, denn Jens stand bereits draußen vor dem Hof und redete aufgeregt mit einem anderen Jungen. „Das ist der Paul vom Feuerwehrmann Römer, sie wissen schon, der, der immer einen über den Durst trinkt und dann sein Auto am Aubach stehen lässt.“
„Ahsoo, ja nun eine weise Entscheidung von dem Mann. Die beiden scheinen sich zu streiten!“
Schäffer sah dies auch und er nickte. Sie stoppten genau vor den beiden Jungs. „Hallo Jens, hallo Paul, stören wir?“ fragte Sophie süffisant. Beide schauten ertappt drein. „So Jungs, nun mal heraus mit der Sprache. Was habt ihr mit der Sache rund um die Kühe zu schaffen?“ „Nichts!“ kam es wie aus einem Mund von Jens und Paul. „Alles!“ erwiderte Frau Haas und zeigte auf die Schuhe der Zwei. „Die Schuhe könnt ihr ausziehen. Die sind als Beweismaterial beschlagnahmt. Schäffer sichern sie das Material.“ Dietmar stieg etwas träge aus dem Wagen und Paul wollte wegrennen. Sophie rief ihm nach: „Tu es und du bist der Hauptverdächtige!“ Abrupt blieb er stehen und sah zu Jens rüber. Dieser fing doch glatt an zu weinen und Frau Haas stieg aus um ihm ein Taschentuch zu reichen. Dann sagte sie: „Also Jungs, ich weiß, ihr habt an dem Abend die Kühe mit Feuerwerk beworfen, ich denke das Motiv kenne ich auch und wo das Feuerwerk her ist, liegt ebenfalls auf der Hand. Fehlen noch eure Mittäter. Um das ganze nicht noch schlimmer zu machen, erwarte ich euch ALLE, in einer Stunde auf der Polizeiwache in Hengasch. Ist das klar?“ Jens und Paul nickten und so saßen eine Stunde später 5 Jungs vor Frau Haas und gaben ihre Aussage zu Protokoll.

Sie kamen alle aus Dümpelbach und jeder hatte viele Wünsche, wie das eben so ist, wenn man jung ist. Leider hatten ihre Väter nicht immer das nötige Kleingeld um alle Wünsche sofort zu erfüllen. Vorgestern Abend waren sie nun zusammen oben auf der Buscherweide gewesen, denn der alte Buscher bekam des Nachts nicht mehr wirklich viel mit und sie hatten beschlossen, dort oben Würstchen am Lagerfeuer zu grillen. Da der Buscher auch schönes Brennholz hatte, hatten sie einfach ein wenig Buchenholz von ihm genommen, der hatte doch genug davon. Zunächst waren alle recht friedlich, tranken etwas Bier und erzählten sich über ihre Wünsche, die ihre Eltern ihnen gerade mal wieder nicht erfüllen könnten. Die Hengascher Kühe lagen friedlich auf den Weiden. Dann hatte Ralf, einer der Jungs gesagt, er müsse dringend aufs Klo. Nicht pinkeln, sondern etwas mehr. Zunächst hatten sie ihn aufgezogen, er könne es ja den Scheiß Hengascher Kühen gleich tun, die würden für ihre dämliche Milch mehr bekommen als die Dümpelbacher. So langsam schaukelte sich das Gespräch der 5 Jungs hoch und da fiel dem Paul ein, es sei doch dieser alte Kasten um die Ecke, wo der Erbe in Südamerika lebte. Da gäbe es bestimmt ein Plumpsklo auf dem ollen Gelände und so zogen sie los um Ralf von seinen „Leiden“ zu befreien. Dort angekommen, fanden sie zunächst nichts, doch dann rief einer, es sei im Hühnerstall eine Bodenklappe und da gäbe es sicher was, wo er sich hin hocken könne. Die Jungs kletterten hinab und sahen plötzlich eine große Kiste vor sich stehen. Voller Feuerwerk! „Geil!“ hatten sie sich gesagt und einiges an sich genommen. Ralf hatte plötzlich völlig vergessen, warum sie eigentlich dort waren und wenig später hatten sie mit Zündhölzern, die es dort gleich Paketeweise gab, die ersten Böller und Raketen gezündelt.
Einer, man wusste nicht mehr welcher von ihnen es war, hatte dann auf die Kühe geworfen. Diese waren in Panik geraten und hatten die Weidezäune durchbrochen, liefen auch durch andere Weiden einfach hindurch. Dabei entstand Unruhe bei den anderen Kühen, die sich mit in Bewegung setzten. Eigentlich wollten die Jungs die Kühe zurücktreiben und bewarfen sie erneut mit Böllern, denn sie sollten die Richtung wechseln und wieder auf die Weide rennen. Dies taten sie jedoch nicht. Nun gerieten auch die Jungs in Panik und auch in Wut. Denn waren es doch diese verdammten Hengascher Kühe, die dafür sorgten, dass ihre Väter weniger Geld hatten als die Hengascher Milchbauern. Plötzlich ging alles ganz schnell und die ganzen Kühe, die auf den Weiden waren, setzten sich Richtung Hengasch in Bewegung. Es sei wie in Bayern beim Almabtrieb gewesen, nur dass man hier in der Eifel war und die Biester einfach ohne Aufenthalt weiter liefen. Die Jungs waren danach fluchtartig nach Hause geeilt und wollten eigentlich über das Geschehene Stillschweigen bewahren.

Dietmar sagte: „Mann, Mann, Mann, was habt ihr euch nur dabei gedacht?“
Sie wussten es selber nicht mehr und als kurze Zeit darauf ihre Eltern auf der Wache erschienen und ihre noch minderjährigen Sprösslinge in Empfang nahmen, gab es klare und deutliche Worte ihrer Eltern. Sie würden in ihrer Freizeit zunächst einmal alle Weidezäune der Hengascher Bauern reparieren dürfen. Was die Justiz noch für notwendig erachtete würde man sehen.

Zufrieden klappte Sophie Haas den Deckel ihres Laptops herunter und sagte: „Ja, ja, die Eifeler Jugend. Wilde Burschen was Schäffer?“ Dietmar schaute mit stolz geschwellter Brust zu ihr herüber, denn er fühlte sich irgendwie angesprochen. Kurz darauf erschien Heike mit einem Lunchpaket auf der Wache und wollte nähere Einzelheiten hören.
Grinsend verließ Frau Haas die Wache und zündete sich zufrieden eine Zigarette an. Kurz darauf brauste sie in etwas überhöhter Geschwindigkeit über die Landstraße Richtung Köln. Sie brauchte dringend mal ein wenig Stadtluft.

Doch kaum sah sie aus der Ferne die Spitzen des Doms, klingelte ihr Handy. „Haas!“ „Frau Haas, Schäffer hier, sie müssen sofort zum alten Krügerhaus kommen, dort wurde von der Spusi eine Leiche gefunden.“ (…..wird in Kürze fortgesetzt…)

https://elisabethvanlangen.wordpress.com/2015/01/28/fan-fiktion/

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